Aus Anlass der Münchener Tagung der International Society of Anglo-Saxonists im Jahr 2005 (mit dem Thema «England und der Kontinent») wurde eine Ausstellung vom 1. bis zum 24. August organisiert, in der Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek ausgestellt wurden, die entweder aus dem angelsächsischen England stammten oder Bezüge zum angelsächsischen Raum zwischen 450 und 1066 aufweisen. Dem vorliegenden Ausstellungskatalog geht eine Einleitung von C. Schreiber («Introduction: Anglo-Saxon Heritage in the Bavarian State Library», S. 13-31) voraus. Hierin beschreibt sie zunächst die Ursprünge der Missionierung Bayerns mit Hinweisen auf Eustasius v. Luxueil, Emmeram v. Regensburg, Rupert v. Salzburg oder Corbinian v. Freising und - nicht zu vergessen - Bonifaz, beleuchtet die ersten bayerischen Klostergründungen wie St. Peter (Salzburg), St. Emmeram (Regensburg), Weihenstephan (bei Freising), Wessobrunn, Tegernsee und Benediktbeuern, erörtert die Verbreitung der angelsächsischen Schrift auf dem Kontinent, insb. im Südosten Deutschlands, bzw. die deutsch-insulare Schriftprovinz und analysiert im Anschluss die angelsächsischen (kulturellen) Einflüsse im Allgemeinen wie z. B. auf die karolingische Reform oder im Rahmen der Rezeption angelsächsischer Autoren in Bayern. Abschließend skizziert die Vf. die Geschichte der Bayerischen Staatsbibliothek und deren Handschriftenbestand. Im folgenden illustrierten Katalog (von B. Ebersperger und A. Schröcker), der eine kodikologische, paläographische sowie inhaltliche Beschreibung (dt. und engl.) der Textzeugen mit Verweisen auf Sekundärliteratur enthält, werden die ausgestellten Handschriften in vier Gruppen eingeteilt: Angelsächsische Hss.: lat. 29270/2 (Ende VII. Jh.):
Evangelia (Lc); 29270/9 (Anfang VIII. Jh.):
Evangelia (Io); 29336/1 (Ende X. Jh./Anfang XI. Jh.):
Psychomachia des Prudentius; kontinentale Hss. in angelsächsischer Schrift: lat. 6237 (a. 764/783):
Homiliae in Ezechielem Gregors d. Gr.; 6433 (a. 764/783): Florilegium; 6297 (um 783):
Moralia in Iob Gregors d. Gr.; 14653 (3. Drittel VIII. Jh.):
Tractatus in evangelium Iohannis des Augustinus; 14641 (Ende VIII. Jh.):
Tabulae paschales,
Annales Fuldenses antiquissimi; 6298 (Ende VIII. Jh.):
Homiliae des Caesarius v. Arles; 14210 (1. Drittel IX. Jh.):
De institutione clericorum des Hrabanus Maurus; kontinentale Hs. mit altenglischen Glossen: germ. 187 III (1. Drittel IX. Jh.):
Glossarium (
Werden II); angelsächsische Autoren: lat. 13581 (um 820):
Explanatio Apocalypsis des Alcuin,
Epistulae Alcuini; 12741 (a. 830-834):
Biblia; 6407 (Anfang IX. Jh.):
De rhetorica und
De dialectica des Alcuin; 14614 (um 820):
Sermo de passione Domini des Candidus,
Expositio in ecclesiasten des Alcuin; 6389 (3. Viertel IX. Jh.):
De locis sanctis des Beda,
Sermo de passione Domini des Candidus; 18120 (Mitte XI. Jh.):
Homiliarium evangelii libri II des Beda; 14387 (Mitte IX. Jh.):
De orthographia des Beda; 14725 (1. Viertel IX. Jh.):
De temporum ratione des Beda; 23486 (XI. Jh.):
De laude virginitatis metrica des Aldhelm; 19440 (2. Hälfte/3. Viertel XI. Jh.): Varia grammatica et theologica; 15817 (2. Viertel IX. Jh.): die Predigten
De pastoribus und
De ovibus des Augustinus,
Vita s. Cuthberti; 1086 (1. Viertel IX. Jh.):
Vita s. Bonifatii des Willibald,
Vitae ss. Willibaldi et Wunnibaldi des Hugeburc; 8112 (Ende VIII. Jh./2. Viertel IX. Jh.) und 830 (a. 1497):
Epistulae des Bonifaz. In einem eigenen Abschnitt (
Manuscripts of Bede's Historia ecclesiastica gentis Anglorum in the Bayerische Staatsbibliothek, Munich, S. 89-100) widmet sich J.A. Westgard den Münchner Überlieferungsträgern der
Historia ecclesiastica des Beda unter inhaltlichen und kodikologischen Gesichtspunkten, wobei auch die Provenienz berücksichtigt sowie auf Sekundärliteratur verwiesen wird: lat. 118 (a. 1549): auch die
Historia Hierosolimitana des Jacques de Vitry; lat. 1207 (olim 18198; a. 1477/1479): auch
Chronicon de duabus civitatibus des Otto v. Freising, die Goldene Bulle Karls IV. Abschließend gibt der Vf. noch eine Auflistung der Münchner Handschriften, in denen die
Historia ecclesiastica des Beda fragmentarisch überliefert ist: lat. 701 (XIV. Jh.); 4547 (XI. Jh.); 5257a (XIII. Jh.); 13100 (XII./XIII. Jh.); 13501 (XIV. Jh.); 14603 (XVI. Jh.); 22254 (XII. Jh.); 23486 (XI. Jh.); 23622 (XIII. Jh.); 27405 (1. Hälfte XVI. Jh.). Eine Bibliographie sowie eine Karte der angelsächsischen Missionstätigkeit auf deutschem Boden runden den Band ab. (Michael Bachmann)
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